Re: Wie fährt unser Klimazug? - Zur Entwicklung der 10jährig gemittelten Monats- & Jahrestemperaturen seit 1888 im deutschen Flächenmittel
Datum: 13. Januar 2018 20:58
> Ingesamt zeigt dies alles ja nur, dass der
> Klimawandel - wie es einmal der hier kurz und
> intensiv aktive Benjamin B. formulierte - auf
> subtilen Sohlen daherkommt.
Bei Monatsprognose.de war und ist er glaube länger aktiv
Und hat damit auch Recht... subtil bzw. indirekt kommt eben vieles in der Physik daher, so gern unsere Medien auch genau das Gegenteil zeigen würden, nämlich dass jedes Phänomen schmeckbar, riechbar, hörbar, sichtbar oder fühlbar sein müsse. Das alles aber ist weder Klimawandel noch das Erdmagnetfeld oder die Gravitation. Auch Radioaktivität oder die Relativität von Raum und Zeit dürften sich der Anschauung im praktischen Leben weitgehend entziehen. Auch bei Phänomenen wie Elektrizität merkt man meist erst dann etwas, wenn es brenzlig oder sogar schon zu spät ist ...
Medien befördern damit - meist ohne es zu wollen - die bei vielen Leuten verbreitete Einstellung "was ich nicht selbst erleben und erfahren kann, existiert nicht". Somit war der "Klima-Hype" nach den IPCC-Bericht 2007 spätestens nach den Kaltwintern 2009/10 und 2010/11 hier in Mitteleuropa komplett verflogen und in den USA dürfte es wohl nach dem diesjährigen Winter so weit sein...
> Aktuell ist es vor Ort zum Beispiel das (zusammen mit 1974)
> frostärmste zweite Halbjahr mit nur fünf Frosttagen gewesen
Hier in meiner Region war an 1974 mit damals 2 bis 6 Frosttagen kein Rankommen: Das zweite Halbjahr 2017 erreichte zwischen 11 und 16 Frosttage - auch wenn man berücksichtigen muss, dass nach 2001 aus methodischen Gründen (3,5 Stunden spätere Ablesezeit) generell etwas mehr Frosttage zu erwarten sind. Vielleicht schafft man es ja wenigstens im Hauptamt, für die neue Referenzperiode 1991-2020 mittels einer Nachbetrachtung die heutige Ablesezeit auch für die 90er Jahre zu simulieren und damit vergleichbare Frosttagszahlen zu erhalten.
(Über den Sinn oder Unsinn, das Minimum in Mitteleuropa mitten in der Nacht abzulesen, ist damit freilich noch nichts gesagt. In anderen Erdteilen wie z.B. Australien wird das Klima-Minimum erst am Ende des lokalen Vormittags abgelesen, 12 Stunden später als das Maximum. Und üblich sind dort lange aufklärende Artikel wie beispielsweise
dieser über den Effekte der 'gesetzlichen' Sommerzeit auf Klimawerte)
> auffällig ist auch die Schneearmut mit nur einem
> Schneedeckentag in der ersten Winterhälfte,
> wobei in diesem Fall unabhängig von der weiteren
> Entwicklung des Winters keine neuen Rekorde
> mehr möglich sind, da der Winter 2008 bereits mit
> 0 Schneedeckentagen das minimal Mögliche erreicht
> hat.
Die erste Winterhälfte verlief selbst hier bei uns im winterkalten Nordosten schon öfters nahezu schneelos, zuletzt 2013/14 mit nur einem Schneedeckentag ab >= 1 cm Höhe (Dahlem 2 Stück) - exakt wie die bisherige Zwischenbilanz 2017/18. Im Winter 2011/12 standen wir Mitte Januar sogar noch überall bei Null. Das allein ist aber noch längst keine Einmaligkeit, schließlich gab es auch im historischen Berliner Luftbrückenwinter 1948/49 bis Ende Februar keinerlei Schneedecken >= 1 cm (der erste dieser Tage kam damals am 1.März

)
> Nur ein komplett schneefreies Winterhalbjahr
> wäre noch ein Novum.
Das ist schon jetzt nicht mehr möglich - dank des kurzen 'Wintermezzos' am Abend des 2.Advents, dessen anfänglich 3,5 cm hohe Zuckerwattenschicht sich zumindest in durchbrochener Form gerade noch so bis zum Frühtermin des Montags halten konnte.
> Oder - ein anderes Beispiel - erstaunlich warme
> Sommer bei erstaunlich geringer Sonnenscheindauer.
> Ein Effekt, der im Mai offenbar nicht
> funktioniert, daher bin ich da schon auf deine
> Sonnenscheinauswertung gespannt.
Ja - mal schauen, wie gut diese Sonnenscheinwerte mit der Temperaturentwicklung korrelieren. Leider sind diese Sonnenscheinreihen 70 Jahre kürzer als die Temperaturreihen, die entsprechenden Balkengrafiken beginnen derzeit (unter Beibehaltung der x8 bis x7 - Jahrzehnte) erst 1958. Ich werde da aber versuchen, für die 3 Jahrgänge 1948 bis 1950 durch Auswahl repräsentativer und annähernd gleichmäßig über Deutschland verteilter Stationen ein 'manuelles' Flächenmittel abzuschätzen und der DWD-Reihe hinzuzufügen.
Solange die Stationsauswahl gleich bleibt, kann man das ja von 1951 an problemlos parallel zum Flächenmittel laufen lassen und dadurch ggf. notwendige Korrekturen vornehmen
Gruß Jörg