HIER die Regenmengen der ca. 75 Berliner Stationen + Umland:
Datum: 13. Juli 2017 00:18
Zunächst Berliner Stationen
MIT einem neuem Tagesrekord (
maximale 24-h-Menge im Zeitraum 29.6., 8 Uhr bis 30.6.2017, 8 Uhr MESZ):
* Berlin-Heiligensee/-Tegeler Fließ/-Frohnau (seit 1958): alter Rekord 95,8 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
215,8 mm am 29.6.2017 (FU-Station)
* Berlin-Charlottenburg (seit 1971): alte Rekorde
103,5 mm vom 7.7.2006, gefolgt von den 100,9 mm vom 8.8.1978; neuer Rekord
174 mm am 29.6.2017 (FU-Station; die BWB-Station in der Sophie-Charlotten-Str. nahe der früheren Niederschlagsmessstelle am Charlottenburger Schloss registrierte
131 mm)
* Berlin-Tegel/Flughafen (seit 1963): alter Rekord 130,0 mm vom 25.8.2006, neuer Rekord
152,4 bzw. 197,9 mm am 29.6.2017 (1.Meldung bzw. COR-Meldung)
* Berlin-Mitte (früher -Invalidenstr., jetzt -Gesundbrunnen) (seit
1882): alter Rekord 143 mm am 13.4.1902, neuer Rekord
147,8 mm am 29.6.2017
* Berlin-Eiskeller/Schönwalde (seit 1969): alter Rekord 76,1 mm vom 29.8.1969, neuer Rekord
139,4 mm am 29.6.2017 (MG-Station)
* Berlin-Alexanderplatz (seit 1969): alter Rekord 108,5 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
126,8 mm am 29.6.2017 (DWD-Stadtklimastation)
* Berlin-Kreuzberg (seit
1847): alter Rekord 113,5 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
123,4 mm (MG-Station); auch am Paul-Lincke-Ufer (BWB)
117,9 mm; an der MG-Station Berlin-Insulaner
114,0 mm am 29.6.2017
* Berlin-Rosenthal/-Nordend (seit 1930 bzw. 1978): alter Rekord 101,0 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
108 mm am 29.6.2017 (priv.)
* Berlin-Staaken (2 Stationen; seit 1969): alte Rekorde 76,2 bzw. 77,6 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
106,0 mm am 29.6.2017 (DWD; die BWB-Station hatte nur 91,0 mm)
Stationen im UMLAND mit neuen Tagesrekorden:
* Oranienburg, Kreis Oberhavel (2 Stationen; seit 1951): alter Rekord 85,6 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
laut Radar ca. 140 - 160 mm, laut MG-Station Oranienburg-Lehnitz 253,1 mm am 29.6.2017
* Kremmen OT Groß-Ziethen, Kreis Oberhavel (seit 1951): alter Rekord 79,4 mm vom 29.6.1994, neuer Rekord
130,6 mm am 29.6.2017
* Schildow/Mühlenbecker Land, Kreis Oberhavel (seit 1950): alter Rekord 103,0 mm vom 8.8.1978, neuer Rekord
112,4 mm am 29.6.2017
* Velten/Oberkrämer-Marwitz, Kreis Oberhavel (seit
1935): alter Rekord 79,3 mm vom 29.8.1969, neuer Rekord
113,2 mm am 29.6.2017
Stationen OHNE neuen Tagesrekord:
(als erster Wert ist die Tagessumme vom 29.6., 8 Uhr bis 30.6.2017, 8 Uhr MESZ genannt)
* 149,9 mm Königs Wusterhausen-Zeesen/Bestensee (3 Stationen), Messreihen seit 1951 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 150,1 bzw. 156,7 mm. MG Bestensee meldete 150,9 mm)
* 112,8 mm Berlin-Tempelhof, Messreihe seit 1947 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 119,5 mm)
* 106,5 mm Langerwisch b. Michendorf, Messreihe seit 1974 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 108,7 mm)
* 104,8 mm Berlin-Lichterfelde, Messreihe seit 1931 (2.Platz; Rekord immer noch der 15.8.1959 mit 105,6 mm)
* 102,6 mm Berge/Havelland b. Nauen (2 Stationen), Messreihen seit 1951/53 (2. Platz; Rekord immer noch der 7.6.1967 mit 145,2 mm)
* 99,3 mm Berlin-Blankenburg/-Buch, Messreihe seit 1889 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 108,5 mm)
* 96,1 mm Potsdam-Babelsberg/RBB (keine längere Messreihe verfügbar, aber sehr ähnliche Tagessumme wie am 8.8.1978)
* 95,7 mm Berlin-Kaniswall, Messreihe dort aber erst seit 1996 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit > 130 mm)
* 95,2 mm Berlin-Schmöckwitz (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 143,9 mm)
* 94,1 mm Berlin-Malchow, Messreihe seit 1954 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 96,7 mm)
* 93,0 mm Berlin-Dahlem, Messreihe seit 1908 (3.Platz; Rekord immer noch der 13.8.1948 mit 124,7 mm, gefolgt vom 8.8.1978 mit 106,0 mm)
* 90,2 mm Berlin-Marzahn/-Friedrichsfelde, Messreihe seit 1974 (3.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 122,1 mm, gefolgt vom 6.6.1979 mit 108,0 mm)
* 86,7 mm Berlin-Rummelsburg/-Karlshorst, Messreihe seit 1969 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 122,0 mm)
* 85,4 mm Berlin-Rudow, Messreihe seit 1959 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 122,2 mm)
* ca. ~ 85 mm Schöneiche b. Berlin, Messreihe seit 1951 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 133,0 mm)
*) Diese Niederschlagsstation wurde leider am 1.6.2014 aufgelöst!
* 84,0 mm Berlin-Adlershof, Messreihe zusammen mit Treptow/Johannisthal seit 1969 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 112,0 mm)
* 82,2 mm Berlin-Biesdorf/-Kaulsdorf, Messreihe seit 1978 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 130,0 mm)
* 81,7 mm Berlin-Wannsee/-Zehlendorf, Messreihe seit 1964 (3.Platz; Rekord immer noch der 11.6.1980 mit 100,5 mm, gefolgt vom 8.8.1978 mit 92,9 mm)
* 80,8 mm Ahrensfelde, Messreihe seit 1934 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 139,5 mm)
* 78,0 mm Berlin-Köpenick, Messreihe seit 1969 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 126,0 mm)
* 77,4 mm Berlin-Schönefeld/Flughafen, Messreihe seit 1955 (2.Platz; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 128,0 mm)
* 74,6 mm Potsdam/Säkularstation, Messreihe seit 1893 (5.Platz hinter den 105,7 mm vom 8.8.1978, den 83,9 mm vom 12.8.2002, den 83,1 mm vom 9.7.1927 und den 79,2 mm vom 29.8.1969)
* 74,4 mm Berlin-Müggelsee/-Friedrichshagen, Messreihe seit 1946 (ziemlich abgeschlagen; Rekord immer noch der 8.8.1978 mit 130,5 mm)
Datenquellen: DWD / Kachelmannwetter.com / SKlima (Extremwerte Niederschlag), MeteoGroup / Wetter24, Wetterzentrale Forum, Stadtmessnetz der FU Berlin / Berliner Wetterkarte, BWB (Berliner Wasserbetriebe) / WInD Berlin (stündl. Niederschlagsdaten für 43 Stationen innerhalb Berlins)
Abschließend noch ein Link bzgl. des mehrfach angesprochenen
historischen Berlin-Unwetters vom 13./14. April 1902. Die damals punktuell gefallenen 166-167 mm (zwischen 3 und 15 Uhr) wurden nun im Kreis Oberhavel sowie in den Berliner Bezirken Reinickendorf, Spandau(Haselhorst) und Charlottenburg-Wilmersdorf einschließlich des Flughafens Tegel am 29. Juni 2017 überboten.
Mithalten kann lediglich das Starkregenereignis vom 15./16. August 1959, wo innerhalb von 32 Stunden bis zu 210 mm gemessen wurden (im Grunewald); diesmal war es eine sehr ähnliche Summe am Tegeler Forstamt in Heiligensee, jedoch schon innerhalb von knapp 24 Stunden.
Das zeigt erneut: Starkregenereignisse haben innerhalb einer so großen Stadt wie Berlin fast immer verschiedene Schwerpunkte und es ist auch heute noch immer unmöglich, diese exakt vorherzusagen, obwohl das Potenzial von >= 150 mm für unsere Region von den Modellen (die sonst oft danebenliegen) diesmal richtig abgeschätzt wurde.
Was war das Besondere am diesjährigen 29.Juni - sehr kräftige kleinräumige Schauer/Gewitter gibt es ja schließlich immer wieder mal?
Nun, erstmals seit der legendären Vb-Dauerregenwetterlage vom 8.8.1978 wurde wieder
ganz Berlin mit >= 75 mm überregnet und somit etwas
mehr als beim Elbhochwasser-Regen vom 12.8.2002 (zweithöchste Regenmenge im Flächenmittel Berlins).
Die stärkeren Regenfälle hielten diesmal selbst außerhalb der "Extremzone" im Nordwesten Berlins ca. 8 bis 12 Stunden lang an und das ist für ein rein konvektives Starkniederschlagsereignis eine untypisch lange Andauer.
Kurz zur verursachenden Wetterlage:
Über das verursachende Tief RASMUND ist schon an vielen Stellen geschrieben worden.
Die bereits am Vortag (28.6.2017) hauptsächlich über Ostbayern und Sachsen ausgelösten und von dort weiter nach Norden gezogenen Schwergewitter begannen sich im Berlin-Brandenburger Raum zusammenzuclustern und das führte in der über uns lagernden schwülen Luftmasse (Taupunkte seit dem 28.6. nachmittags um die 19°C, am 29.6. nachts und morgens bis ca 7 Uhr sogar einer der extrem seltenen Juni-Nebel selbst in der Innenstadt) zur Entfaltung des vollen Starkregenpotenzials über Berlin und dem brandenburgischen Kreis Oberhavel, während es beim Weiterzug des Regengebiets Richtung Norden im Tagesverlauf des 30.6. zwar auch länger andauernde Regenfälle (Mecklenburg und Schleswig-Holstein), jedoch weitaus geringere Regenintensitäten und somit niedrigere Tagessummen gab.
Also: Wie für Berlin üblich, kommt so ein starker 'Katastrophenregen' nicht etwa aus Westen oder Südwesten, sondern es muss aus Konvergenzgründen - vor Einsetzen des Regens am Morgen und Vormittag des 29.Juni gab es hier Nord- bis Nordwestwind - eine (schwache) südöstliche Höhenströmung herrschen wie es auch diesmal der Fall war, wobei sich bereits entwickelte und hier zusammenclusternde Gewitterzellen in einer hochreichend feuchtlabilen, schwülwarmen Luftmasse verstärken und sich dabei auf Vb-artiger Zugbahn für viele Stunden am gleichen Ort ausregnen können. Die Zellen tankten quasi direkt über dem Stadtkern die aufsteigende Luft aus der städtischen Wärmeinsel, was auch die höchsten Summen nordwestlich der inneren City (also in Verlagerungsrichtung der Niederschlagsgebiete) plausibel macht.
Weitere Ausführungen des DWD, insbesondere zum Thema "Niederschlag im urbanen Raum", aber auch eine KOSTRA-Tabelle für Berlin-Mitte und eine Karte der abgeschätzten maximierten Gebietsniederschlagshöhen (die übrigens in weiten Teilen des Deutschlands sintflutartige
Tagessummen bis zu ~ 350 Liter/m² im Maximum möglich erscheinen lassen!) findet man
HIER
12-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.07.17 00:45.