Schwere Regenfälle am 12. August 2002
Datum: 03. Februar 2013 15:00
Am 12. August 2002 kam es zu sintflutartigen Regenfällen in Brandenburg und Berlin. An zahlreichen Stationen fielen innerhalb von 24 Stunden 80 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Die Regenfälle waren konvektiv verstärkt, so dass es zu größeren Niederschlagsunterschieden auf kleinem Raum gekommen ist. Die größten Regenmengen wurden im östlichen und südlichen Brandenburg gemessen. Die Stadt Fürstenwalde/Spree war am stärksten von den Unwettern betroffen. Hier fielen bis zu 133 mm Regen, davon 100 mm in wenigen Stunden. Etliche Straßen, Keller, Grundstücke und sogar Wohnungen und Häuser standen unter Wasser. Ein Haus in der Trianonstraße wurde unterspült und war einsturzgefährdet aufgrund der Regenmassen. Die Feuerwehr in Fürstenwalde musste zu 200 Einsätzen ausrücken und war auch Tage nach dem Unwetter noch im Einsatz, um Wasserschäden zu beseitigen.
Zur Würdigung dieses ganz besonderen Ereignisses nachfolgend eine Liste mit den 24-stündigen Regenmengen in Brandenburg und Berlin.
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- Fürstenwalde Süd (Landkreis Oder-Spree, private Messung):
133 mm
- Storkow (Oder-Spree, DWD):
109 mm
- Bestensee bei Berlin (Dahme-Spreewald, MM):
106 mm
- Finsterwalde (Elbe-Elster, privat):
105 mm
- Bad Liebenwerda (Elbe-Elster, MM):
104 mm
- Bad Saarow bei Fürstenwalde (Oder-Spree, DWD):
103 mm
- Herzberg/Elster (Elbe-Elster, DWD):
103 mm
- Heidesee OT Prieros (Dahme-Spreewald, DWD):
102 mm
- Baruth/Mark (Teltow-Fläming, DWD):
99 mm
- Fürstenwalde Mitte (Oder-Spree, DWD):
97 mm
- Holzdorf/Flugplatz (Elbe-Elster, DWD):
96 mm
- Nuthe-Urstromtal OT Jänickendorf bei Luckenwalde (Teltow-Fläming, privat):
95 mm
- Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster, DWD):
94 mm
- Spreenhagen OT Hartmannsdorf bei Berlin (Oder-Spree, DWD):
93 mm
- Potsdam-Telegrafenberg (DWD):
84 mm
- Berlin-Müggelsee (MM):
83 mm
- Dahme/Mark (Teltow-Fläming, MM):
81 mm
- Guteborn (Oberspreewald-Lausitz, MM):
79 mm
- Berlin-Adlershof (MM):
74 mm
- Buckow/Märkische Schweiz (Märkisch-Oderland, MM):
72 mm
- Potsdam-Babelsberg (MM):
71 mm
- Berlin-Marienfelde (MM):
68 mm
- Berlin-Schönefeld (Flughafen, DWD):
68 mm
- Berlin-Kreuzberg (MM):
66 mm
- Berlin-Tempelhof (Flughafen, DWD):
65 mm
- Berlin-Insulaner/Sternwarte (MM):
64 mm
- Berlin-Wannsee (MM):
62 mm
- Berlin-Mitte (DWD):
60 mm
- Cottbus/Flugplatz (DWD):
59 mm
- Berlin-Dahlem (FU):
58 mm
- Berlin-Eiskeller (MM):
58 mm
- Teltow/Fläming (Potsdam-Mittelmark, privat):
58 mm
- Berlin-Buch (DWD):
51 mm
- Tauche OT Lindenberg bei Beeskow (Oder-Spree, DWD):
51 mm
- Cottbus-Schmellwitz (DWD):
50 mm
- Berlin-Tegel (Flughafen, DWD):
49 mm
- Wiesenburg/Hoher Fläming (Potsdam-Mittelmark, DWD):
48 mm
- Rietz-Neuendorf bei Beeskow (Oder-Spree, MM):
43 mm
- Küstriner Vorland OT Manschnow/Oderbruch (Märkisch-Oderland, DWD):
37 mm
- Grünow bei Prenzlau (Uckermark, DWD):
37 mm
- Angermünde (Uckermark, DWD):
33 mm
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Grundstückseigentümer in Fürstenwalde versuchten vor Gericht, eine Entschädigung für die großen Wasserschäden einzuklagen, mit folgendem Ergebnis:
Stadt muss nach Jahrhundertregen keinen Schadenersatz wegen Überschwemmungen zahlen
Risiko durch selten auftretenden Starkregen trägt Grundstückseigentümer selbst
Wenn die städtische Regenentwässerung einem Starkregen wie er etwa nur alle 30 bis 40 Jahre auftritt, nicht mehr standhalten kann, muss ein Grundstückseigentümer die Folgen der Überschwemmungen selbst tragen. Das gilt jedenfalls dann, wenn die städtische Regenentwässerung so ausgelegt ist, dass sie selbst Starkregen standhalten kann, der in seiner Stärke nur einmal in fünf Jahren auftritt. Das hat das Oberlandesgericht Brandenburg entschieden.
Die Stadt Fürstenwalde hatte 1996 in einem Bebauungsplan für die Neubausiedlung Kastanienweg vorgesehen, dass Regenwasser in Mulden entlang der Straßen und auf den jeweiligen Grundstücken versickern sollte. Am 12. August 2002 kam es in diesem Neubaugebiet nach heftigen Regenfällen zu Überschwemmungen. Regen dieser Stärke kommt höchstens alle 30 bis 40 Jahre vor. Ein Hauseigentümer hatte die Stadt auf Schadensersatz verklagt, weil er meinte, dass die von ihr geplante Regenentwässerung unzureichend sei.
Das Landgericht Frankfurt (Oder) hatte die Klage bereits abgewiesen. Jetzt blieb der geschädigte Hauseigentümer auch bei dem Oberlandesgericht erfolglos.
Regenentwässerung ausreichend dimensioniert
Der 2. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Brandenburg bestätigte, dass die Stadt Fürstenwalde nicht zum Schadensersatz verpflichtet ist, weil die Regenentwässerung einem Regen standgehalten hätte, wie er in dieser Stärke in fünf Jahren erfahrungsgemäß einmal auftritt. Das Risiko, durch seltener auftretenden Starkregen geschädigt zu werden, muss der Grundstückseigentümer selbst tragen.
(www.anwalt.de)
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Radar-Loop vom 12. August 2002
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.02.13 15:17.