Und noch was: Bedeckungsgrad / heitere+trübe Tage geschrieben von: Jörg, Berlin-Malchow
Datum: 30. November 2009 13:48
Wenn wir schon dabei sind...... und da von zukünftigen Stationen, mangels Augenbeobachtung, ohnehin keine solche Zeitreihen mehr zu erwarten sind, wenden wir uns noch diesem Element aus der Potsdamer Reihe zu.
Die folgende Grafik zeigt die Jahresmittelwerte des
Gesamtbedeckungsgrades von 1893 bis 2007:
Diese Grafik zeigt ebenfalls eine gute Korrelation mit der der Sonnenscheindauer.
Sie veranschaulicht, dass etwa von 1935 bis 1985 die Bewölkungsmenge um rund 0,3-0,4 Achtel (= entspricht ca. 5 % der Himmelsfläche) höher ausfiel als vor und nach dieser Zeit.
Die kleinsten Jahresmittel der Bedeckung finden sich daher auch neben dem Rekordjahr 2003 mit nur 4,45 Achteln nur noch in den ersten 3 Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts wieder: so 1901 (4,74 Achtel), 1921 (4,63 Achtel) und 1929 (4,70 Achtel).
Die größte Bedeckung dagegen herrschte im letzten Kriegsjahr 1945, das mit 6,11 Achteln recht deutlich vor dem schon besprochenen Dauer-Trübsalsjahr 1977 (5,98 Achtel) liegt.
Da die Tagesmittel des Bedeckungsgrades, die dreimal täglich zu den sogenannten Mannheimer Klimaterminen bestimmt werden, für Potsdam lückenlos vorliegen, kann man natürlich auch die Anzahl heiterer (= weniger als 1,6 Achtel Bedeckung) und trüber Tage (= mehr als 6,4 Achtel) daraus berechnen.
Diese Grafik zeigt die entsprechenden beiden Zeitreihen von 1893 an:
Während man der unteren Kurve, die die Zahl der heiteren Tage angibt, einen Abwärtstrend von ca. 47 auf nur noch knapp 30 Tage bis zum Anfang der 80er Jahre entnehmen kann, zeigt die Zahl der trüben Tage (obere Kurve), ihres in unserer Klimazone ohnehin sehr häufigen Auftretens wegen, eine viel stärkere Amplitude sowie mehrere deutlich voneinander unterscheidbare Zeiträume: Ab etwa 1910 erkennt man einen Anstieg von 140 auf 155, dann nach einer 15-20jährigen Stagnation einen weiteren Anstieg auf 170 gegen Ende der 30er Jahre, der bis Ende der 50er anhält und in den Nachkriegsjahren -kaum sichtbar- auf 160 abgesunken war. Auch von ca. 1960 ab unterschreitet das 9-Jahresmittel die Marke von 160 trüben Tagen zunächst kaum, und erst Mitte der 90er Jahre beginnt sie recht rasch auf 140 zu fallen, sodass wir nun zu Beginn des 21.Jahrhunderts das gleiche Niveau wieder erreicht haben, wie es vor 1910 bereits der Fall war. Der letzte Zeitabschnitt von 1995 bis heute schlägt sich bei genauem Hinsehen allmählich auch in den heiteren Tagen nieder, wenn auch bislang nur in einer vergleichsweise geringen und verglichen mit dem fallenden Trend im Gesamtzeitraum noch nicht signifikanten Zunahme um knappe 10 Tage.
Zu den Spitzenjahren: Bei den heiteren Tagen liegt erwartungsgemäß 2003 zusammen mit 1921 mit einem Wert von 71 ganz vorne. Jedoch wurden 2003 mit nur 99 volle 25 trübe Tage weniger beobachtet als 82 Jahre zuvor. Überhaupt ist hier der Abstand von 2003 gegenüber den nachfolgenden Plätzen riesig, denn auf dem Rang des Jahres mit den zweit-wenigsten trüben Tagen drängeln sich noch 1929 (112), 1901 (119) sowie 2006 (122) vor dem Jahr 1921.
Demgegenüber hat 1945 unglaubliche 217 trübe Tage aufzuweisen, dem 1977 mit 24 und 1981 mit 25 Tagen Abstand (=193 bzw. 192 trübe Tage) folgt. Eines der berüchtigten "Schwefeldioxidjahre" belegt Platz 4, nämlich 1952 mit 191 trüben Tagen.
Die Liste mit den wenigsten heiteren Tagen führt jedoch nicht 1945 an, sondern diesmal 1977 mit nur 13 Tagen. 1978 und auch noch 1998 erzielen dann mit je 16 heiteren Tagen immerhin noch eine "Silbermedaille", 1966 mit 19 entsprechend noch "Bronze" und 1958 mit 20 "Holz"; insbesondere deren jeweilige Sommerhalbjahre wurden in der Bevölkerung und besonders auch in den Medien als "graue Bibbersommer" stark kritisiert.
Die Messreihe der Globalstrahlung in Potsdam beginnt zwar leider erst 1937, zeigt jedoch das nachkriegsbedingte Strahlungsoptimum sowie den durch das "Global Dimming" ab etwa 1950 verursachten langsamen Abfall bis Mitte der 80er Jahre einschließlich des nachfolgend rasch wieder einsetzenden Anstieges sehr deutlich:
Jahresmittel der Globalstrahlung (J/cm²) und 9-jähriges Mittel
Mit den letzten 5 Grafiken, die den Verlauf der Monatsmittel der Bewölkungsmenge für 1921, 1945, 1977, 2003 sowie den mittleren Jahresgang einschließlich der aktuellen Werte aus 2008 (jeweils in Achteln) zeigt, soll diese kleine Betrachtung der Potsdamer Klimareihe abschließen.
1921:
1945:
1977:
2003:
Mittlerer Jahresgang der Gesamtbewölkung (1893-2007):
Bedeckungsgrad (1/8), höchster Monatsmittelwert seit 1893, tiefster Monatsmittelwert seit 1893,
zusätzliche Punkte: monatliche Mittelwerte des aktuellen Jahres
Diagramm- und Datenquelle: [
www.klima-potsdam.de]
Gruß, Jörg